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Wildgehege

Neue Attraktion im St. Elisabeth-Heim

Fütterung der Wildtiere, Foto: Schervier Altenhilfe10.00 Uhr im Foyer:

Frau Leopold, Hauswirtschaftsleiterin und neuerdings „Cheftierpflegerin“
kommt mit mehreren Schüsseln Futter in die Eingangshalle, wo schon eine Gruppe von Bewohnern auf die  morgendliche „Fütterung der Wildtiere“ wartet. Vom Foyer aus kann man gut zuschauen. Frau B. ist besonders aufgeregt. Sie hat sich morgens an der Rezeption angemeldet und darf nun mit Frau Leopold  zur Fütterung direkt mit zum Gelände.

Rückblick:
Dass Tiere im Altenheim Freude bereiten, bestreitet mittlerweile niemand mehr. Im Seniorenzentrum St. Elisabeth hat man bereits gute Erfahrungen gemacht mit Fischen, Wellensittichen, Meerschweinchen und Hunden. Aber Damwild?

Unter der Patenschaft der Förster Richard Vaßen, Peter Wolter, Förster a. D., und des Tierarztes Dr. Schlömer stieß schon die Einweihung des Geheges in dem weitläufigen Park des Hauses im April auf große Resonanz in der Öffentlichkeit. Drei Hirschkühe, gesponsert von der Burg Hemmersbach aus Horrem, hielten Einzug in das frisch eingezäunte Gehege des Altenheims in Königsdorf. Der Tierarzt versicherte, dass wahrscheinlich alle drei Tiere tragend seien und im Juni werfen würden.

Seither besuchen  nicht nur  Bewohner und Angehörige das Wildgehege, sondern immer öfter schauen Spaziergänger vorbei, und sogar eine Schulklasse war schon zu Besuch. Langsam werden die von den Bewohnern „Rosi“, „Resi“ und „Bambi“ getauften Tiere zahmer und kommen häufiger an den Zaun, um sich von den Besuchern mit speziellen Wildfutter-Leckerli, die an der Rezeption erhältlich sind, füttern zu lassen

Anfang Juni war deutlich der gesenkte Bauch einer Hirschkuh sichtbar.
Endlich, am 11.06.2008 entdeckte Frau Leopold um 09.15 Uhr das frisch geborene Kalb Nr. 1. Die Freude im Heim war groß und alle wollten das Kleine sehen. Aber dieses stellte sich erst nach zwei Wochen dem Publikum vor, als es auf staksigen Beinchen mit zum Zaun kam. Im Abstand von jeweils einer Woche kamen dann auch die beiden anderen Kälbchen zur Welt.

Besonders mit Hilfe der regelmäßigen Futterration am frühen Morgen hat es die Hauswirtschaftsleiterin geschafft, nach und nach die Hirsche zutraulich zu machen. Immer zur gleichen Uhrzeit werden sie von ihr – oder am Wochenende von Schwester Agnese - verwöhnt.

Der  Besuch des Wildgeheges mit Heimbewohnern erweitert im Seniorenzentrum St. Elisabeth den Leistungskatalog innerhalb der Betreuung. Neben der Möglichkeit aller Bewohner, sich selbst zur Fütterung der Tiere anzumelden, werden gezielte Besuche im Rahmen einer geplanten Einzelbetreuung durchgeführt. Die bisherigen Erfahrungen zeigten, dass der Tierbesuch bei den Senioren durchweg positive Reaktionen hervorbrachte. Insbesondere bei demenziell erkrankten oder depressiven Bewohnern zeigten sich positive Wirkungen auf die Emotion und das kommunikative Verhalten. Die Durchführung der Maßnahmen erfolgt interdisziplinär: Mitarbeiter aus SKD, Seelsorge, Pflege und Hauswirtschaft sind in den Besuchsdienst eingebunden. Künftig sollen auch schwerstpflegebedürftige Bewohner die Möglichkeit der Tierbesuche im Gehege erhalten.

Als Frau Leopold und Frau B.  heute morgen das Tor des Wildgeheges aufschließen und mit den Futterschüsseln rappeln, kommen die großen Hirsche direkt auf sie zugelaufen.  Als besondere Leckerbissen bekommen die Tiere Futtermais, Äpfel und Birnen. Nur in den ersten Wochen schmeckten den Hirschen auch noch die Kartoffeln. “Jetzt“, so Frau Leopold, „haben sie gemerkt, dass es auch süßere Sachen gibt.“  Am liebsten aber mögen die Tiere die abgeschnittenen Brotrinden aus der Großküche. „Das ist für die Hirsche so was wie für uns die Kartoffelchips“, erklärt die Hauswirtschaftsleiterin und neue Hirschexpertin. Tatsächlich – als die Bewohnerin einem Tier die Brotrinde hinhält, frisst es ihr zutraulich aus der Hand. Frau B. ist überglücklich und kann gar nicht genug Brot an die dicht herbeigekommenen Tiere verfüttern. „Was die für weiche Schnauzen haben!“ staunt sie. Noch größer aber ist das Strahlen, als an diesem Tag zum ersten Mal alle drei Kälber mit an den Zaun kommen. „Ach, was sind die niedlich mit ihren schönen großen Augen und den langen Wimpern“, ruft die Bewohnerin begeistert. Sie fragt direkt, ob sie am nächsten Tag wieder mitkommen könne.