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Demenz

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Wir sind darauf gut vorbereitet: Die Zahl der demenziell erkrankten Menschen in der Bevölkerung nimmt aufgrund der steigenden Lebenserwartung stetig zu. Auch in unserem Hause leben Bewohnerinnen und Bewohner, die hiervon zunehmend betroffen sind. Wir machen die Erfahrung, dass wir mit unserem spezialisierten Pflegeansatz auch hier für große Zufriedenheit und Lebensqualität sorgen können.

Um demenziell erkrankten Menschen eine optimale Pflege und Betreuung zukommen zu lassen, haben wir in unseren Einrichtungen Wohnbereiche mit eigenem Pflegeschwerpunkt geschaffen. Wir schauen auf die jeweiligen biographische Voraussetzungen und fördern die Möglichkeiten, die die einzelne Person auch noch mitbringt.

Unsere Einrichtung arbeitet nach dem von Frau Dr. Barbara Romero entwickelten Konzept der Selbsterhaltungstherapie (SET). Wenn Sie dazu Fragen haben, wenden Sie sich bitte an unsere Pflegedienstleitungen. Sie geben Ihnen dazu im persönlichen Gespräch Auskunft.

Gern weisen wir auch auf unsere ausführliche Broschüre „Mit Demenz wohnen und leben“ hin, die Sie bei uns kostenlos erhalten können oder hier als pdf-Datei:

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Schervier-Demenzbrosch-titel

Besondere Betreuung von Menschen mit Demenz nach SET-Konzept

Trotz der Entwicklung neuartiger Medikamente kann der Krankheitsverlauf der Demenz langfristig nicht gestoppt werden, so dass es für uns wesentlich darauf ankommt, den betroffenen Bewohnern ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich trotz ihrer Krankheit wohl und angenommen fühlen. Dabei kommt der wertschätzenden und annehmenden Grundhaltung der Menschen, insbesondere der Mitarbeiter, die die demenziell erkrankten Bewohner begleiten, eine ganz besondere Bedeutung zu. Aber auch ein angemessenes Betreuungs- bzw. Begleitungskonzept ist für die Lebensqualität der Betroffenen entscheidend.

In unserer Einrichtung wurde in allen Wohnbereichen eine Betreuung für demenzerkrankte Bewohner eingerichtet, die sich an der Selbsterhaltungstherapie (SET) ausrichtet. Die Mitarbeiter wurden für ihre besondere Aufgabe eigens geschult. Die Selbsterhaltunsgtherapie wurde von Frau Dr. Barbara Romero an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München entwickelt und seit 1999 im Alzheimer-Therapie-Zentrum (ATZ) der Neurologischen Klinik Bad Aibling angewandt, das Fr. Dr. Romero als stationäre Reha-Einrichtung gegründet hat. Seit 2006 kooperiert Frau Dr. Romero mit dem Mainzer Seniorenpflegeheim St. Bilhildis, um ein eigenes SET-Programm für die stationäre Pflege zu entwickeln.

SET ist ein integratives und ressourcenorientiertes Konzept, das die Anpassung des sozialen und materiellen Umfeldes an die Bedürfnisse des dementiell Erkrankten und die optimale Nutzung seiner Ressourcen ins Zentrum der Begleitung stellt. Auf übende Verfahren zur Steigerung defizitärer Leistungen wird in der Regel verzichtet. Wichtige Elemente sind: die Anpassung der Kommunikation, der Alltagsgestaltung und der Beschäftigung sowie die Erinnerungsarbeit. Das SET-Programm in Heimen umfasst vier Schritte:

  1. Erhebung und Auswertung von Daten zur medizinischen Diagnose und zum Krankheitsbild sowie Erfassung der Krankheitssymptome im Verlauf
  2. Erfassung der individuellen psychischen Bedürfnisse und Ressourcen
  3. Ausrichtung der Pflege und der Tagesgestaltung an den individuellen psychischen Bedürfnissen des Bewohners sowie optimale Nutzung seiner individuellen Ressourcen im Alltag
  4. Anpassung des materiellen Umfelds.

In unseren Einrichtungen wurden mit der Implementierung von SET u.a. folgende Maßnahmen eingeführt:

  • auf allen Wohnbereichen Präsenzkräfte vom Frühstück bis zum Abendessen, die zwischen den Mahlzeiten Beschäftigungsangebote in den Tagesräumen machen
  • spezielle Gruppen für Bewohner mit Demenz außerhalb der Tagesräume – z.B. für Menschen mit einer sehr weit fortgeschrittenen Demenz.
  • eine eigene Einzelbetreuung für Menschen mit Demenz
  • Bewohnerbesprechungen mindestens einmal die Woche auf jedem Wohnbereich mit dem Ziel, die Versorgung jedes Bewohners alle 6 Monate zu erörtern
  • eigene Instrumente zur Kontrolle der Wirkung der Maßnahmen
  • eine eigene SET-Dokumentation.

Ziele dieser Maßnahmen sind:

Die Anpassung der Kommunikation mit Menschen mit Demenz, um Konflikte zu vermeiden und Selbstvertrauen zu stärken. Mehr Selbstvertrauen bedeutet mehr Wohlbefinden und mehr Leistungsfähigkeit. Dadurch wird die vorhandene Selbständigkeit erhalten und gefördert und dies führt dazu, dass belastende Erleben und Verhalten minimiert wird.

Dies zusammengefasst ermöglicht dem Menschen mit Demenz, die bestmögliche Teilnahme am täglichen Leben.

[accordion] [accordion_item title='Zusatzinfos:'][/accordion_item][accordion_item title='Programme für Menschen mit Demenz']

Unserer Häuser bieten unterschiedliche Programme für Menschen mit Demenz an:

  • Wohnbereiche für Menschen ohne oder mit leichter bzw. mittelschwerer Demenz: Menschen mit leichter bzw. mittelschwerer Demenz verfügen noch über vielfältige Ressourcen und können in der Regel von den Angeboten der sozialen Betreuung auf integrativen Wohnbereichen – in Gruppen mit Menschen ohne Demenz – gut profitieren. Zur gezielten Förderung ihrer Kompetenzen werden ihnen zusätzlich Einzelbetreuung bzw. Kleingruppen in geschützten Räumen angeboten wie z.B. Kunsttherapie und Musizieren.
  • Wohnbereich für Menschen mit mittelschwerer bzw. schwerer Demenz und belastendem Verhalten: Wenn aufgrund der Demenz Bewohner belastendes Verhalten zeigen, kann auf einem integrativen Wohnbereich ihre Lebensqualität eingeschränkt sein – z.B. weil es zu andauernden Konflikten mit Mitbewohnern kommt. Ein eigener Wohnbereich hat dagegen Vorteile: Das Konfliktpotential in Kontakten mit den Mitbewohnern ist kleiner und die Betreuungsangebote sind an die Verhaltensweisen der Kranken angepasst.
  • Wohnbereich für Menschen mit schwerer Demenz und Mobilitätseinschränkungen: Menschen mit einer schweren Demenz und Mobilitätseinschränkungen benötigen speziell auf sie zugeschnittene Förderprogramme, damit Folgestörungen im Bereich der Motorik und des Erlebens vermieden bzw. gemildert werden. Insbesondere steht die Förderung der Bewegungsfähigkeit im Zentrum, da so Schmerzen und Gefahren wie Kontrakturen-, Thrombose- und Pneumonierisiken minimiert werden können. In Kooperation mit Physiotherapeuten werden speziell auf den Einzelnen zugeschnittene Übungen angeboten und fest in den Alltag integriert. Daneben ist der Erhalt der Kontakt- und Erlebnisfähigkeit wichtig. Hier sind z.B. Aktivitäten mit Musik, die selbstverständlich auch in anderen Wohnbereichen angeboten werden, von besonderer Bedeutung, weil sie eine umfassende soziale, emotionale, körperliche und geistige Wirkung auf Menschen mit schwerer Demenz haben können. Für die Grundpflege im Zimmer sowie das Bade- und Entspannungsprogramm, das jedem Bewohner zweimal die Woche angeboten wird, sind größere Zeitressourcen eingeplant, damit Stress vermieden und Massagen, Einreibungen u. Ä. zur Verbesserung der Körperwahrnehmung integriert werden können.
  • Programmbausteine für Menschen mit sehr schwerer Demenz (unabhängig vom Wohnbereich):

Aufenthalt im Tagesraum: Wenn die Situation im Tagesraum den Bewohner nicht überfordert (er anscheinend profitiert, z.B. interessiert seine Umwelt beobachtet), kann er (ggf. nur zu bestimmten Zeiten) am Geschehen im Tagesraum teilnehmen. In der Regel ist dann ein integrativer Wohnbereich zu empfehlen, weil dort die wenigsten stressenden Ereignisse auftreten.

Einzelbetreuung bzw. Kleingruppen: Zur Förderung noch vorhandener Kompetenzen werden zudem Einzelbetreuung bzw. Kleingruppen in geschützten Räumen angeboten.

Doppelzimmer: Wenn der Bewohner augenscheinlich die Teilnahme im Tagesraum ablehnt, kann er in einem Doppelzimmer wohnen und von Kontakten mit dem Mitbewohner (mit einem vergleichbaren Krankheitsbild) profitieren. Mitarbeiter sorgen für eine angepasste Atmosphäre und für spezielle Angebote zur Verbesserung des Wohlbefindens (z.B. Musik-, Klangschalentherapie).

Für alle Bewohner mit schwerer Demenz gilt: Für die Grundpflege sowie das Badeprogramm sind größere Zeitressourcen eingeplant, damit Maßnahmen zum Erhalt der Körperwahrnehmung integriert werden können (z.B. passive Bewegungen, Massagen, Einreibungen).

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Für den Ansatz der Selbsterhaltunsgtherapie gibt es bereits mehrere Wirkungsstudien, die sich vor allem auf die Ergebnisse der Rehabilitation im ATZ beziehen. Sie zeigen unter anderem, dass mit der Teilnahme am Programm die alltagsrelevanten Kompetenzen der Demenzkranken zunehmen, während sich die Depressivität und andere psychopathologische Störungen reduzieren.


Weitere Informationen:

http://www.altenheim.net/Infopool/Videos/Altenheim-TV-Spezial/Demenz-Konzepte-in-der-Altenpflege, Film bei Altenheim TV Spezial

Selbsterhaltungstherapie für Menschen mit Demenz, Info Neurologie + Psychiatrie 2019

Selbst bei Demenz: Wie die Teilhabe am Leben gelingen kann, Interview mit Dr. Barbara Romero, Pro Alter 02/2019

"Für mehr Selbstvertrauen" Artikel aus der Fachzeitschrift "Altenheim" 11/2018

SET und Ergotheraphie aus der Zeitschrift Praxis Ergotherapie 05/2018

Ein allgemeiner Aufsatz zum SET-Konzept aus der Fachzeitschrift „Altenpflege“ / Ausgabe 06.2007

Ein Aufsatz zum SET-Konzept in St. Bilhildis aus der Fachzeitschrift „Altenpflege“ / Ausgabe 01.2011

Ein weiterer Aufsatz zum SET-Konzept in St. Bilhildis aus der Fachzeitschrift "Die Schwester-Der Pfleger" / Ausgabe 02.2013

Ein Aufsatz zum Umgang mit Menschen mit belastendem Verhalten in St. Bilhildis aus der Fachzeitschrift "Die Schwester-Der Pfleger" / Ausgabe 03.2015

Gemeinsam mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz und der Universitätsmedizin Mainz hat St. Bilhildis am 10. Oktober 2009 einen Fachtag über das SET-Konzept in den verschiedenen Anwendungsbereichen ausgerichtet (vgl. www.demenz-rlp.de). Die Abstracts zu den Vorträgen von Fr. Dr. Romero und den Mitarbeitern von St. Bilhildis finden Sie hier.

Unter dem Motto „Demenz lebt!“ zeigte das Seniorenpflegeheim St. Bilhildis vom 2. bis zum 15. September 2011 eine Ausstellung über Möglichkeiten der Begleitung von Menschen mit Demenz. In der Vorhalle der Mainzer Christuskirche wurden Fotografien von Werner Feldmann präsentiert, der dreizehn verschiedene Situationen aus der sozialen Betreuung abgelichtet hat.

Fotos und Texttafeln der Ausstellung.